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Kann man wirklich Schwyzerdütsch und Wienerisch lernen?

Kann man wirklich Schwyzerdütsch und Wienerisch lernen?

 

Ja. Ein Sprachkurs auf CD. Dialektsprecher tragen ihre Heimat auf der Zunge. Wenn ein Hochdeutschsprechender sie nicht versteht, dann schauen die Dialektsprecher einen verständnislos an, so als sei man selbst derjenige, der sich nicht nahtlos an die kommunikative Welt anpassen kann.

Wenn man in der Gegend um Mannheim in einen Zug steigt, trifft man mitunter auf einen jungen Kerl, der sich im Polster räkelt und seinen erholten Zustand wie folgt begründet: I hen gschlofe wie e Stoi. Der Mann will damit sagen, dass er überdurchschnittlich gut geruht hat, wie ein Stein nämlich.

Diese Semantik erschließt sich einem Hochdeutschsprechenden nur dann, wenn er einen Dolmetscher zur Seite hat, der auch die feinsten Nuancierungen des Heimatidioms übersetzen kann.

Das Prinzip der simultanen Dialektübertragung hat ein Düsseldorfer Label – The Grooves – auf CDs herausgebracht. Sie machen – ähnlich wie eine Lernsoftware für Fremdsprachen – ein Idiom eines Dialektes hör- und verstehbar. Ein gutes Beispiel dafür ist das Wienerische. Wienerisch kann eine feine, beschwingt operettenhafte Sprache sein. Andererseits gibt es den Dialekt des niederen Wieners, des Ottakringers, des Dosenbiertrinkers: Den lernt man unter Anleitung von Josef Hader auf der CD „Wienerisch mit the Grooves“.

Der Kabarettist Josef Hader spricht wie folgt vor: „Heast Buale! Ge mar ned am Oasch! Muasst ma du so zuwesteign? Wos? Zruckredn aa no? Wüst audraa, du Rotzpipm?“ Der Schauspieler Dieter Brandecker liefert die Übersetzung auf Hochdeutsch mit seriöser Stimme: „Junge! Geh mir nicht auf die Nerven! Musst du mich so bedrängen? Wie? Auch noch Widerworte? Du suchst wohl Streit, du Rotzbengel, was?“

Emil Steinberger beherrscht ordnunsgemäß Schweizerdeutsch, welches ja noch stärker als das Wienerische den Rahmen des Dialekts sprengt und vielmehr als eigenständige Sprache durchgeht.

Aber auch hier hält der Volksmund sehr schöne Wendungen bereit: „S“nöchscht Mal seisch eifach: Hanged mir am Ranze! Rutsched mir de Puggel ab! Läcked ihr mir am Schööpli!“ Dieter Brandeckers Übersetzung ins Hochdeutschte: „Nächstes Mal sagst du einfach: Ihr könnt mich mal! Rutscht mir den Buckel runter! Lasst mich in Ruhe!“ - ist das wirklich wörtlich übersetzt? Oder eher ein bisschen geschönt, weil es sonst nicht ganz so stubenrein klingen würde?


Die Komik dieser Sprachkurse ist dort zu finden, wo sich beispielsweise das Schweizerische und das Deutsche begrifflich durchaus nicht die Hand reichen wollen: „Git“s Peperoni? – „Gibt es Paprika?“ „Nei, nur Paprika.“ – „Nein, nur Peperoni“. Kein Wunder, dass es immer wieder zu Missverständnissen zwischen Schweizern und Deutschen kommt.


30.03.09